Ernst Rosemann

Um Kilometer und Sekunden 

Kämpfer im Rennwagen - Kämpfer für die Nation. 

11. Februar 1933 

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Kurz nach der Machtergreifung der NSDAP fand vom 11. bis 23. Februar 1933 in Berlin die 23. Internationale Automobil- und Motorrad-Ausstellung unter dem Motto „Vollgas Voraus“ statt. Da auf den Ausstellungen 1933 bis 1939 auch Motorräder, seinerzeit weiter verbreitet als Autos, gezeigt wurden, hießen diese nun IAMA.


Die Ausstellungshallen am Kaiserdamm draussen im Berliner Westen haben Festtagskleid angelegt. Girlanden und Tannengrün umspannen die Eingangstore, an den Masten wehen die Flaggen der Nationen.

Es ist ein unfreundlicher Februarmorgen.

Die Menschen, die die Treppe des Bahnhofs Witzleben hinaufsteigen, ziehen ihre Mäntel fester,

bleiben dort in der Nähe der Ausstellung stehen, ein paar Stunden nur, schütteln den Kopf, hasten weiter

schütteln den Kopf. Automobilausstellung?!

Meinen Sie , " Automobil sind nur dafür die Reichen -- im Norden und Osten  Berlins aber hungern und frieren Zehntausend, wären glücklich, wenn Sie endlich wieder Arbeit, ein paar Groschen verdiene könnten. Wozu Automobile?"

Wagen an Wagen fährt vor, Diplomaten steigen aus,zeigen ihre roten oder weißen Karten vor,dürfen die Absperrung passieren.


Automobilausstellung 1933 Berlin
Automobilausstellung 1933 Berlin

Schutzpolizei ordnet den Verkehr, ein Spalier von SA-Männer ist Aufmaschiert, zum erstenmal sieht man viele braunen, markigen Gestalten anläßlich eines offiziellen Staatsaktes. Frohsinn und Optimismus leuchtet aus ihren Augen. Endlich sind Sie Soweit. "Um was sich alles dieser Hitler kümmert!" Denken die Ausländer, die zu dem Staatsakt geladen sind. 12 Tage ist er Kanzler des Deutschen Reich, hat Minister und hohe Beamte hinausgeworfen und durch neue ersetzt, vor Ihm liegt ein großes Arbeitsfeld, und da findet er Zeit, ausgerechnet eine Automobilausstellung zu eröffnen!"

Einfahrt Berlin Automobilausstellung 1933
Einfahrt Berlin Automobilausstellung 1933

In vielen Gedanken liegt Kritik,ganz ohne Zweifel. Aber es ist auch ein Schimmer von Bewunderung dabei, Bewunderung für die unheimliche Arbeitsleistung, für die Energie, die in diesem Manne steckt. Und Neugierde. Warum gerade Automobilausstellung? Dieser Hitler hat schon manche überrascht!?

Die Männer der deutschen Kraftfahrzeugindustrie sind nicht weniger gespannt in diesen Augenblicken. Vor gar nicht so langer Zeit standen Sie vor der Entscheidung der schwierigen Frage: sollen Sie die hohen Kosten einer solchen Ausstellung in einem Augenblick auf sich nehmen, in dem die Kaufkraft des deutschen Volkes so gering war, daß es einfach keine Automobile kaufen konnte, ein Augenblick, in dem behördliche Maßnahmen die Motorisierung niederzwang? Ja, sie bewilligten viele Kosten, denn Sie trugen und tragen die Verantwortung für die Existenz Zehntausender deutscher Arbeiter. Aber nun beseelt auch Sie ein Hoffnungsschimmer: der Mann, der vor wenigen Wochen an die Spitze der Führung des deutschen Volkes berufen wurde, ist ein Freund des Kraftfahrzeugs.


Er hat in seinen Kämpfen um die Macht unmittelbar das nicht an einen starren Fahrplan gebundene Kraftfahrzeugzeugs verspührt und hat niemand darüber im Zweifel gelassen, daß er in Motorisierung auch eines seiner Operationsinstrumente sieht, den kranken deutschen Wirtschaftskörper seiner Genesung zuführen.

Die Ehrenhalle ist mit Menschen besetzt, Kopf an Kopf.