Mercedes-Benz Typ 130 W23 der Opel 1.3 Liter 1397

 

Zwei Fahrzeuge unserer beiden größten Automobilwerke (1934) mit gleicher Motorenstärke. Zwei Wagen also, die in schärfster Konkurrenz miteinander liegen? Merkwürdigerweise nein! Der kleine Mercedes-Benz Typ 130 und der Opel 1397 sind in ihrer Eigenart so völlig voneinander verschieden,das es keinen Vergleich zwischen ihnen gibt, keiner besser oder schlechter, sondern nur "Anders". Dabei ist es noch nicht einmal leicht die richtigen Worte zu Worte zu finden,wo das "Andere" liegt, denn die Leistung der Vierzylindermotoren, der viergängigen Getriebe und der Qualität des Materials ist zweifellos gleichwertig. Das heißt, ein Unteschied in der Fahrweise liegt sicher im Getriebe begründet, denn die automatische Schaltung zwieschen dem dritten und vierten Gang fehlt beim Opel 1397 und manchmal Knirscht es auch. Beide Gänge sind auch hier geräuchlos aber normal mit Kupplung zu schalten. Es ist wohl einfach so, daß die Konstruktion des Mercedes-Benz W 23 mit dem Zentralrohrahmen und dem Heckmotor ein Exponat "Deutscher Schule" ist , währen der 1.3 Liter Opel der "Amerikanischen Schule" enstammte. Das was an beiden Wagen wirklich gleich gut, gleich schön und bequem ist,das ist die Platzanordnung und die Sitzbequemlichkeit. Auch beim Opel-Wagen liegen die Hintersitze nicht über der Hinterachse, sondern zwischen den Achsen, wo der Wagenraum viel breiter gehalten werden kann und wo die Federung am besten ist.

 Aber diese vorteilhafte und breite Sitzanordnung wurde beim Opel z.b.1397 mit ganz anderen Mittel erreicht. Anstatt den Motor nach hinten zu legen,wie bei dies Mercedes-Benz tut, wird er bei Opel im Gegenteil ganz nach vorne gedrückt, so weit daß er gerade über den Vorderräder liegt. Die Sitze rücken einfach hinterher. Diese Lösung kommt in eigenartiger Weise der Lenkung zugute. Die ganz weiche Amerikanische Lenkung mit hoher Schneckenübersetztung erhält durch die Motorenbelastung, die den Gesamtschwerpunkt weiter nach vorne legt, eine erstaunliche Straßenfestikeit. Und diese Straßenfestikeit ermöglicht wiederum eine Weichheit der Vordefedern, die ungewohnt ist. Und von der Weichheit der Vorderfederung hängt schließlich auch der Fahrkomfort auf den Rücksitzen in hohen Maße ab. Natürlich gehört zu einen so weichen Vorderfederung eine völlige Unabhängikeit zwischen Radführung und Lenkung.

Die Lösung von Opel mit der Syncronachse mit Federngehäusen, die sich um die Lenkbolzen drehen und an den die Vorderäder an Pededeln hängen, die in Fahrtrichtung schwingen darf. Diese weiche Schraubenfederung gibt jedenfalls in der Verbindung mit der Halbelliptikfeder der starren Hinterachse eine Fahrweichheit, die frei von Nickschwingungen ist und der man über Straßennunebenheiten zu schweben scheint. Damit die ungewohnte Weichheit der Hinterfeder keine Unruhegefühl in der Kurven aufbringt läßt, sind die beiden Stossdämpferachsen durch einen federnden Torosionstab miteinander verbunden, der den Wagen bei seitlichen Schwankungen wieder aufrichtet.

Aber der Opel-Wagen ist rotz seiner unabhänigig gefederten Vorderräder kein Querfeldeinfahrzeug wie unsere deutschen Schwingachser. Er ist typisch für die Landstrasse gebaut, wo die Weichheit seiner Federung alle Unebenheiten und Löcher verschluckt. Aber er bleibt dennoch stets straßenfest, weil die Belastung der Vorderräder und ihrte Korrekte Führung die lenkung ungemein sicher gestaltet. So ist wohl sein Charakter am besten Darszustellen. Bei den heutigen Strassenverhältnissen ist der Opel sehr gut zu Fahren und Steuern.

 

 

 Quelle A.A.A. bez AIAA im April 1934

 

 

Der oben genannte Mercedes-Benz 130, war ein Pkw der unteren Mittelklasse mit Heckmotor, der zeitgleich wie auch der Amerikanisierte Opel 1397 im Februar 1934 auf der Berliner Automobilausstellung präsentiert wurde. Der Wagen hatte einen seitengesteuerten Vierzylinder-Reihenmotor mit 1308 cm³ Hubraum längs im Heck eingebaut. Der Motor leistete 26 PS (19 kW) und beschleunigte den kleinen Zweitürer auf 92 km/h. Das Vierganggetriebe mit Schnellgang war vor der Hinterachse eingebaut, die als Pendelachse mit Schraubenfedern ausgeführt war. Die Vorderräder hingen achslos an zwei Querblattfedern. Die Hauptgründe aus der damaliger Sicht nennen diie originalen Verkaufsprospekte von 1934: Der nach hinten verlagerte Motor ermöglicht eine bessere Raumgestaltung. Das gibt den Passagieren bei einem vergleichsweise kurzen Radstand nicht nur Platz, sondern auch vollständig den gefederten Raum zwischen den Achsen und somit höheren Komfort. Zudem ist die gesamte Antriebseinheit zu einem Block konzentriert und kommt ohne Kardanwelle aus, was den Fahrzeugen die Vorteile eines geringeren Gewichts sowie reduzierter Übertragungsverlust erbringt.